Im April 1993 kaufte sich mein Vater als Nachfolger für seinen alten, hier im Forum beschriebenen Audi 100 L 5S einen gebrauchten Audi 100 2,3 E, EZ 11/90 mit erst 44.000 km in Vollauausstattung (Klima, Stand-
heizung etc.). 19.900,-- DM mußte dafür beim BMW-Händler bezahlt werden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat dieses Auto, besonders in Bezug auf die Karosserie (dank Vollverzinkung) einen deutlichen Qualitätsvorteil gezeigt. Mit der dunkelgrauen Metallic-Lackirung stand es viel eleganter da, als der vorherige, gelbe Audi 100 5S. Lange Reisen wurden auf Grund des großartigen Komforts und der Ruhe zum Genuß. Trotz des 2,3 Liter großen 5-Zylinder-Motors, dessen grandioser Sound bis heute unvergessen bleibt, stieg der Verbrauch, auch bei hohen Geschwindigkeiten kaum höher als 10 - 11 l, bei vorsichtiger Fahrweise lag er durchaus noch niedriger. Die Innenraumverarbeitung sah auf den ersten Blick viel höherwertiger aus als im Vorgängermodell, jedoch lockerten sich auch dort nach einiger Zeit manche Teile der Türverkleidung und fingen an zu klappern, zudem fielen auch gerne, trotz sachgemäßer Bedienung die Schalter der elektrischen Fensterheber in die Verkleidung. Mit diesem Auto hätte ich beinahe zum totalen Audi-Fan werden können (ich hatte aber bereits meinen Mazda 323 F gekauft), aber es häuften sich mit den Jahren einige Mängel, so daß ich nicht ganz mit den überwiegend guten Erfahrungen, die hier im Forum geschildert werden, übereinstimmen kann. Die Straßenlage war z. B., trotz
205er-Bereifung auf Original-Audi- Alurädern meiner Ansicht nach miserabel, besonders wenn ich ihn mit hohen Autobahngeschwindigkeiten bewegte. Man glaubte teilweise, den Bodenkontakt zu verlieren, so dermaßen schaukelte sich dieses Auto auf, besonders wenn es beladen war oder voll besetzt. Von Geradeauslauf keine Spur! Ein Versuch, auf der Autobahn mit moderneren A4 oder A6 mitzuhalten war deshalb unmöglich. Zudem fehlte es dem eigentlich wohlklingenden Motor deutlich an Temprament und Durchzugskraft, so daß man häufig beim Zwischenbeschleunigen vom 5. in den 4. Gang herunterschalten mußte um danach beim Hochschalten (bei ca. 150 km/h) wieder in ein großes Beschleunigungsloch zu fallen. Manchmal habe ich mich gefragt, wo die 133 PS versteckt waren, denn meine 84 Mazda-PS erschienen mir deutlich tempramentvoller (o.k. bei leichterem und kleinerem Auto). Vielleicht lag es ja auch an der überwiegend langsameren Fahrweise meines Vaters. Die angegebenen 201 Km/h wurden jedenfalls nur nach gaaaaanz langem Anlauf und ausdrehen des 4. Ganges erreicht. Trotzdem hätte ich dieses Auto gerne nach dem Tod meines Vaters im Jahr 2003 weiterbehalten, was aber nicht möglich war, da wir bereits unsere zwei hervorragenden Mazdas besaßen. Meiner Schwester war das Auto auch zu groß und meine Mutter besitzt keinen Führerschein.
Außerdem hätte zum Schluß, trotz der eigentlich geringen Laufleistung von 105.000 km viel Geld für diverse Reparaturen investiert werden müssen: Starker Ölverlust durch defekten Simmering der Kurbelwelle auf der Getriebeseite, diverse Ölundichtigkeiten an Ventildeckeldichtungen und Flanschen, Klimaanlagenkompressor (trotz regelm. Wartung, aber Audi-Krankheit!), Standheizung und Elektrikprobleme mit spinnenden Anzeigen sowie undichte Servolenkungspumpe (auch typische Audi-Krankheit!). Auch machte hier, wie beim Vorgänger, die Vorderachse leise, aber deutlich zu hören, mit Poltergeräuschen auf sich aufmerksam und auch hier war die Verteilerwelle wieder ausgeschlagen. Anscheinend gab es bezüglich der Langzeitqualität dieses vom Konzept her tollen Autos wohl einige Streuungen. Unseres streute da wohl leider mehr nach unten. Und eigentlich konnte man durch die lange Bauzeit dieses Modells erwarten, daß solche Mängel ausgemerzt sein sollten. Aber da hat Audi wohl wieder versucht, die Produktionskosten durch den Einbau minderwertigen Krams zu senken. Vielleicht hatte sich der Vorbesitzer auch deshalb nach nur 2 1/2 Jahren für einen 5er BMW entschieden. Daher blieb uns nur noch der Verkauf an einen Exporteur nach Rußland, für 1.100,-- Euro übrig.