Nach einem Totalschaden an meinem 125 S erwarb ich 1974 einen gebrauchten 132 S 1800, Bj 1972 mit einem Km Stand von ca. 60000. Die seltene dunkelblaue Lackierung verlieh dem Fahrzeug ein repräsentatives Aussehen und kaschierte die stilistischen Mängel der 1. Serie recht gut. Nach ca. 1 Jahr traten Durchrostungen im Bereich der Bodenbleche auf, vermutlich durch einen Fabrikationsfehler, die durch Fiat kostenlos behoben wurden, dies waren die einzigen Korrosionsschäden so lange dieses Fahrzeug in meinem Besitz war. - Viel Freude bereitete der Motor. Vermutlich war das leistungsmäßig ein "Ausreißer" in der Serie. Offiziell hatte das Fahrzeug 105 PS. Tatsächlich aber fühlte er sich an, als hätte er 140 - 150 PS, obwohl vom Vorbesitzer keinerlei Tuningmaßnahmen vorgenommen wurden. Mein Gefühl wurde durch den bekannten Fiat Händler und Rennfahrer Josef Koller aus Bad Gögging, bei dem ich Werkstattkunde war bestätigt, auch er war der Meinung daß mein 132 S "außerordentlich gut ginge..."
Auf regelmäßigen schnellen Autobahnfahrten konnte ich mit diesem Fahrzeug mit wesentlich größeren und stärkeren Fahrzeugen mühelos mithalten, was mir große Freude bereitete.
Die Freude beendet wurde durch einen Auffahrunfall bei ca. 180000 km, als an der Ampel ein anderes Auto auf meinen Fiat auffuhr.
So gab ich Ende 1976 den beschädigten Wagen in Zahlung und erwarb einen Vorführwagen vom Typ 132 GLS 1800 mit 5 Ganggetriebe. Optisch und ausstattungsmäßig war dieses Auto ein deutlicher Fortschritt, auch war das Fahrwerk straffer gedämpft. Der Wagen hatte 111 PS, jedoch war die Leistungsentfaltung im direkten Vergleich mit dem Vorgänger sehr enttäuschend, da dieser eben leistungsmäßig ein echter "Ausrutscher" nach oben war. Im Vergleich zum 132 GLS 1600 / 4 Gang meines Vaters (Bj 1975), den ich auch öfters fuhr erwies sich aber der 1800er als haushoch überlegen. Interessanterweise verbrauchten beide 1800er erheblich weniger Benzin als der 1600er, beim GLS mit 5 Gang machte dies ca. 2,5 L / 100 Km aus! Leider erwiesen sich die Sitze des GLS als miserabel. Sie sahen zwar schön aus, verursachten aber auf längeren Touren Rückenschmerzen, zudem verschliß die Polsterung sehr schnell. Nachdem mir jemand beim Parken die Fahrertür des in der Farbe Dunkelorange lackierten Wagens stark beschädigt hatte, die Sitze "fertig" waren und die Windschutzscheibe kaputt war, standen größere Reparaturarbeiten an. Ich konnte mich mit dem neu erschienen 2000er nicht anfreunden. Die neue Rad/Reifenkombination ließen das Auto schmalspurig und hochbeinig wirken, was sich später beim Argenta noch mehr verschlimmerte. Auch waren die hinteren Trommelbremsen ein deutlicher Rückschritt. Die quadratischen Armaturen dieser Serie waren ein absoluter Graus!
Daher beschloß ich meinen 132er neu aufzubauen. Zufällig konnte ich 2 neuwertige 132er, einen 2000er und einen 1600er als Totalschaden erwerben. Von meinem alten 132er blieb die Technik, die Rohkarosse und das Armaturenbrett. Vom 2000er kamen die Türen und die getönten Scheiben sowie die Mittelkonsole und vom 1600er die komplette gelbe Innenausstattung. Die Karosserie wurde vor dem Zusammenbau komplett in dunkelblau lackiert. Besonderes Augenmerk schenkte ich der Gestaltung des Cockpits. Nicht weniger als 11 Rundinstrumente, Kippschalter und Kontrolleuchten für Zusatzscheinwerfer, Nebelschlußleuchte und Kartenleselampe... alles wurde perfekt in die Konsole und ins Armaturenbrett integriert.
So besaß ich damals ein Einzelstück (dunkelblau war in Deutschland nicht lieferbar), dessen Krönung ein von Rallye-Weltmeister Walter Röhrl persönlich auf der Motorhaube mit Lackstift aufgetragenes Autogramm war. So war mein 132er wieder fit für weitere Kilometer. Die eingebauten Sitze der 3. Serie waren wieder viel besser als die der 2., die Rückenschmerzen waren wieder Vergangenheit. Ich fuhr diesen Wagen noch bis Ende 1972. Von da an fuhr ich Dienstwagen und ich brauchte den Fiat nicht mehr. Ursprünglich wollte ich ihn behalten und später mal wieder in Betrieb nehmen, hab ihn aber dann doch nach 2 jähriger Abstellzeit abegegeben. Der Kilometerstand betrug mehr als 330000! Der Wagen hat mich nie im Stich gelassen, die einzige außerplanmäßige Reparatur war bei dieser Laufleistung mal eine Zylinderkopfdichtung, alles andere war reiner Verschleiß (Bremsen, Zahnriemen, 1 x Kupplung).
Mein Vater fuhr seinen 132 er noch lange weiter. nachdem auch er auf Mercedes umgestiegen war, diente der alte 1600er noch ein Paar Jahre als 2.Wagen für meine Mutter ehe er nach einer laufzeit von 14 Jahren durch einen neuen Uno ersetzt wurde.
Insgesamt habe ich mit Fahrzeugen der Typen 125 S, 132 S und 132 GLS mehr als 550000 Km zurückgelegt. Die Fahrzeuge wurden von mir sehr engagiert gefahren. Jeder kilometer war ein echter Genuß!
Wenn heute einer aus der "Generation Golf" von Fahrfreude in Verbindung mit einem GTI oder einem anderen kläglichen Fronttriebler spricht.... einfach lächerlich!!! Diese Leute sollten mal einen alten Fiat oder Alfa fahren, dann wüßten sie, was wirkliche Fahrfreude ist!
Echte Fahrfreude kann nur ein Auto mit Heckantrieb vermitteln! Leider baut auch Fiat keine solchen autos mehr.