Am 11. September 1996 wurde der Ford Ka auf dem deutschen Markt eingeführt. Es gibt nur sehr wenige Autos, die es fertig bringen, sich 10 Jahre ohne jegliches Facelift und mit so wenigen Modifikationen zu behaupten, insbesondere, wenn ihre technische Basis schon beim Erscheinen nicht mehr ganz taufrisch war. Der Ka hat es geschafft und wird gegenwärtig in dieser Hinsicht nur vom Renault Twingo übertroffen - den gibt es schon seit 1993. Zwar wechselte der Ka im Laufe der Zeit öfter die Polsterstoffe und Farben, bekam ein etwas verändertes Cockpit, bessere Bremsen, Seitenairbags, und im September 2002 einen neuen, moderneren Motor - so wie er auch im aktuellen Fiesta seinen Dienst verrichtet – aber das war es eigentlich auch schon (Street- und Sportka seien an dieser Stelle einmal ausklammert).

Die optische Konstanz hat bewirkt, dass auch ein 96er Ka heute noch nicht alt aussieht. Das ist bei Ford nicht ganz selbstverständlich, denn bei anderen Modellen (Fiesta, Escort) konnte man diese Zurückhaltung nicht immer beobachten. Unabhängig davon gefällt der Ka nicht jedem. Sein Design – Ford nennt es „New Edge“ – polarisiert. Vielen kam er zu modisch vor, und insbesondere über die unlackierten Stoßfänger, die das Heck optisch dominieren und nach unten hin etwas zu sehr in die Breite gehen, wurde ungeachtet ihrer praktischen Vorteile oft hergezogen. Nun, wer wollte konnte zumindest die Lackierung der Stoßfänger bald ab Werk ordern. Man erhält damit gleichzeitig eine etwas ansprechendere Ausformung im Bereich der Radausschnitte, und die Materialqualität ist ebenfalls besser als beim unlackierten Pendant. Und was das „modische“ Design angeht, so darf Claude Lobos Entwurf inzwischen als zeitlos gelten: Auch heute noch wirkt er dynamisch und schwungvoll, die Linien greifen schlüssig ineinander, und es fehlt zum Glück jene aufgesetzte Aggressivität, die heute auch im Kleinwagenbereich allmählich Einzug hält – man betrachte nur die Front des Peugeot 207. Und die Proportionen stimmen. Wo andere Autos dieser Klasse in die Höhe wachsen (VW Fox, Fiat Panda) oder wie Würfel daherkommen (Opel Agila), steht der Ka mit seinen gewölbten Flanken, der sich nach oben verjüngenden Dachpartie und den knappen Überhängen sehr gut auf der Straße – und dazu braucht er nicht einmal 225er Reifen auf 18-Zoll-Felgen. Dass der Ka dabei keine Maßstäbe bei der Innenraum-Ausnutzung setzt, ist klar, aber das stört eigentlich nur diejenigen, die öfter mit mehr als zwei Personen unterwegs sind. Die Sitzposition ist auch für Größere (bis ca. 1,90 m) ganz akzeptabel. Ansonsten setzt sich innen der Eindruck originellen Designs fort. Das tropfenförmige Armaturenbrett lässt optisch keine Langeweile aufkommen, trotzdem leidet die Funktionalität nicht. Zwar ist viel Hartplastik im Spiel, aber das ist ganz ordentlich verarbeitet, und das an Innenseiten sichtbare, in Wagenfarbe lackierte Blech wirkt allemal sympathischer weil nostalgischer als eine Kunststoff-Vollbeplankung. Der Materialmix ist im Vergleich zu anderen Kleinstfahrzeugen durchaus erträglich.

Einmal in Fahrt, macht der leichte Ka nach wie vor sehr viel Spaß. Er ist ungemein handlich und wendig, straff, aber nicht hart. Wie sich dieses Fahrwerk entwickelt hat, merkt man, wenn man aus einem Fiesta der frühen Neunziger Jahre in den Ka umsteigt. Den Vergleich mit deutlich jüngeren Konkurrenten braucht er ebenfalls nicht zu scheuen, einem Großteil von ihnen macht er sogar noch was vor. Dazu braucht er kein ESP, aber das gibt’s ohnehin nicht.


Die Schaltung geht leicht und präzise, das gleiche gilt für die Lenkung und die Pedalerie. Subjektiv mangelt es dem Motor untenherum etwas an Durchzug, mit zunehmender Drehzahl wird er munterer. Die aktuelle 70-PS-Duratec-Maschine und der in älteren Jahrgängen verwendete 60-PS-Endura-E-Motor sind, was das maximale Drehmoment betrifft, etwa gleich stark, nur fällt es bei letzterem schon früher an. Dafür wirkt der neuere Motor drehfreudiger und ist auch etwas sparsamer; man sollte hier aber keine Wunderdinge erwarten, erst recht nicht, wenn man eine Klimaanlage geordert hat, denn dann ist die Getriebeübersetzung kürzer, was zu Lasten des Verbrauchs geht. Das Laufgeräusch ist angenehm und unaufdringlich, und das ist auch gut so, denn naturgemäß wird der Geräuschdämmung in dieser Klasse nicht besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet. Zu den Fahrgeräuschen kommen insbesondere bei den Faltdachversionen auch in geschlossenem Zustand deutlich vernehmbare Windgeräusche hinzu. Dafür sorgt das geöffnete Dach für jede Menge Licht und Luft im Innenraum und ist eine Überlegung allemal wert.

In den neuesten Pannenstatistiken liegt der Ka in seiner Klasse bei den jüngeren Fahrzeugen sehr weit hinten – anderes als bei den älteren Jahrgängen, wo er eher im Mittelfeld anzutreffen ist. Dafür ist im Alter überdurchschnittlich oft Korrosion anzutreffen.

Bei meinem Ka traten die meisten bisherigen Mängel kurz nach Auslieferung auf und sind auf Nachlässigkeiten in der Produktion zurückzuführen (nicht korrekt schließendes Faltdach, Ölverlust durch gequetschten Dichtring, Fehler in der Ausstattung). Bei der Lackierung (marineblau) deutet sich hohe Kratzempfindlichkeit an und sie ist an einigen Stellen der Karosserie doch arg dünn aufgetragen. Wie es ganz allgemein mit der Langzeitqualität aussieht, muss sich noch erweisen, denn dazu ist mein Ka (Baujahr 2005) einfach noch zu neu.

Die Tatsache, dass der Ka in seinen 10 Jahren Produktionszeit im Grunde nicht teurer geworden ist, hilft einem dabei, gewisse Verarbeitungsmängel gelassener zu sehen. Und die Zahl der Bauteile, die ein Defekt ereilen kann, ist bei einem solchen Auto immer noch recht überschaubar. Gerade in dieser relativen Einfachheit liegt ein gewisser Reiz: Man muss keine buchdicken Bedienungsanleitungen gelesen haben und kommt trotzdem mit ihm zurecht, und man muss sich auch nicht durch zehn Menüebenen arbeiten, um die Verteilung der Warmluft neu zu organisieren. Einsteigen und losfahren, das ist die Devise, und in gewisser Weise steht der Ka damit in der Erbfolge jener Kleinwagen, die einst durch ihre Einfachheit, ihr originelles Design und ihren günstigen Preis in die Herzen ganzer Generationen von Autobesitzern fuhren: Ente, Renault 4, Käfer, Mini, Fiat 500. Deren Kult-Status wird der Ka nicht erreichen, dafür fehlt es ihm an Attributen, die ihn einzigartig genug machen, und schließlich hat er auch – obschon zahlreich im Straßenverkehr vertreten - keine ganzen Nationen motorisiert. Anders als bei den genannten Vorfahren kommt beim Ka aber auch nie das Gefühl auf, großen Verzicht zu üben: Gerade auf kurvigen, engen Landstraßen kann er zuweilen mehr Fahrspaß vermitteln als manch größeres, stärker motorisiertes Auto. Nicht zuletzt deshalb kann sich der Ka auch künftig seiner Anhänger sicher sein.