Wir fahren unseren dritten Senator B 24V und sind sehr zufrieden. Er bietet sehr viel Platz, das Ko fferraumvolumen hat schon manchem Kombifahrer ein Staunen abgerungen. Der Komfort ist gut und kann - nach 14 Jahren - immer noch mit dem mithalten, was die heutigen Neuwagen i. d. R. bieten. Erstaunlicherweise ist er sogar beim Verbrauch immer noch zeitgemäß, wenn man mit gleichstarken Fahrzeugen verleicht. Erst jetzt - nach anderthalb Jahrzehnten! - scheinen die Hersteller ihre Motorentechnik weiterzuentwickeln, so daß sie bei günstigem Verbrauch höhere Leistungen erzielen. Die Fahrleistungen des Senator sind mehr als ausreichend: Entspanntes Dahingleiten ist ebenso möglich wie sicheres Überholen. Eine ideale Langstreckenlimousine, für Dienstreisen ebenso geeignet wie für Touren durch Südfrankreich. Selbst nach neunstündigen Tagesetappen ist man nicht kaputt.
Moderne Schutzengelsysteme, wie ESP usw., gab es damals noch gar nicht, doch wenn man den Senator klug bewegt, kann man sich, dank der vorbildlichen passiven Sicherheit (z. B. gutes fahrwerk), sicher fühlen wie in Abrahams Schoß. (Zwei Senatoren wurden uns derbe abgeschossen, trotzdem kamen wir ohne schwere Verletzungen heraus.)
Worauf man beim Senator achten sollte?
Die Steuerkette incl. Führungsschiene und Spanner (lieber erneuern, ein Kettenriß bedeutet das Ende), das Kühlsystem (und die Wasserpumpe) sollten dicht sein, denn Wassermangel mit Überhitzung verzeiht die Kopfdichtung nicht. Rost! Der Wagen sollte mit Hohlraumkonservierung geradezu geflutet werden, wenn man lange an ihm Freude haben möchte. Elektrikkram kann man, dank (im Vergleich zu modernen Fahrzeugen einfacher Technik, selber reparieren (Lötstellen im Steuergerät für die elektr. Fensterheber oder den Tempomaten nachlöten usw.). Dem Automatikgetriebe und dem Differential sollte man alle 40.000 km einen Ölwechsel gönnen, damit das Getriebe lange lebt und das Differential nicht zu singen beginnt. Es ist hilfreich, sich die wichtigsten Teile hinzulegen, da Opel keine Lust mehr hat, die Liebhaber seiner Oberklassefahrzeuge mit Ersatzteilen zu versorgen (oder sie unbezahlbar macht), zu nennen wären Scheinwerfer und Rücklichter für den Fall kleinerer Kollisionen, Heizungsstellmotoren, Außenspiegen, Kettenspanner, evtl. Klimakompressor.
Fazit: Den Seni gebe ich nicht mehr her. Bald kommt ein moderner Alltagsbock her, an dem das Herz nicht hängt, so daß der Senator nur noch für schöne Touren im Sommer aus der Garage braucht.
Da der Seni, besonders sein Motor, ein solides Meisterstück der Ingenieuerskunst darstellt, jedoch stark rostet, viele schon abgeschossen wurden und Opel mit NML-Ersatzteilen ("nicht mehr lieferbar") die letzten Liebhaber verprellt, wird dieser tolle Wagen vermutlich eines Tages ein gesuchter, edler Oldimer sein.