Ich habe einen 89er 309 mit 1.4er Maschine, 55 kW. Im November 2001 sind die 250.000 km voll geworden. Grundsätzlich ist es ein sehr praktisches Auto, wobei "praktisch" natürlich nach sich zieht, dass es designmäßig häßlich ist. Aber das ist mir egal und über Geschmack läßt sich immer trefflich streiten. Das Raumangebot finde ich auch gut, nicht nur weil ich nur 1,70 groß bin und mit den Sitzen und den anderen Abständen im Innenraum super zurechtkomme. 2-m-Hünen könnten Probleme bekommen (wie in fast jedem Auto).

Vorteile:
- beeindruckendes Raumangebot und auch Raumgefühl
- enorme Flexibilität des Innenraums
- verhältnismäßig übersichtliche Karosserie (zum Erscheinungszeitpunkt kein Vorteil gegenüber anderen Autos, mittlerweile bei
den jetzt nur noch erhältlichen rundgelutschten Teilen schon)
- hervorragende Eignung als Lastesel: enormes Schluckvermögen, ebene Ladefläche, große Heckklappe, niedrige Ladekante
- komfortable Federung
- auch für besonders kleine und kurzbeinige Fahrer (und Beifahrer) geeignet
- günstig in Anschaffung und Unterhalt
- äußerst geringe Diebstahlgefahr
- akzeptable Verarbeitung außen und innen, wenn man keine Luxusansprüche hat
- der 55 kW-Motor paßt sehr gut zum Charakter des Fahrzeugs und seinen Fähigkeiten (Bremsen, Fahrwerk, Sicherheitsausstattung), heutzutage könnte man aber mehr Leistung gut gebrauchen
- geringer Spritverbrauch (von Anfang bis jetzt immer 7,5 L/100 km Super)
- bereits ab (Ende) 89 mit ger. Kat (also das neuere Modell mit den rot-schwarzen trapezförmigen Heckleuchten)
- guter Rostschutz, selbst 5 Jahre jüngere Opel sehen immer schlechter aus
- ausreichende und schnell ansprechende Heizung, stufenlose Lüfterregelung
- Zuverlässigkeit: richtig stehengeblieben ist er nur 1x (mit ADAC rufen und so), da war das Zündmodul zum 2 Mal defekt (das erste Mal bleib er zwar auch stehen, fuhr nach kurzer Zeit aber wieder, bis zur Werkstatt hats gereicht)
Dass die Batterie mal leer war, weil der Generator nicht ging, war aber meine eigene Schuld - die Anzeichen eines defekten Generators hatte ich zu lange ignoriert (plötzliche und unregelmäßige Erhöhung der Bordspannung- Licht war heller und die Scheibenwischer gingen schneller). Bei Minus 20 Grad ging er auch mal nicht an, weil Wasser in der Einspritzanlage gefroren war. Ist aber wieder eigene Schuld, wenn man das Auto mit fast leerem Tank ewig rumstehen läßt und sich Unmengen Kondenswasser innen bilden können. Mit mehreren Litern Spiritus in regelmäßign Gaben sollte sich das Problem aber lösen lassen.

Nachteile:
- schlechte Sitze: zu weich, nach 7 Jahren bröselt der Schaumstoff, Unterkonstruktion nicht besonders stabil
- Lack bleicht schnell aus (besonders roter)
- im Sommer ist das Auto ein Backofen, Lüftung dann unzureichend, obwohl Lüfter auf volle Pulle
- Schaltung hakelig, Rückwärtsgang einlegen ist manchmal eine Katastrophe
- Elektrik generell wegen Korrosion an den Kontakten und Steckverbindungen problematisch
- seitenwindempfindlich, Fahrwerk zwar gutmütig, aber nicht besonders robust
- Bremsen könnten besser sein, aber wegen den schmalen Reifen (165/70 R 13) passt das schon
- Kupplung muss oft nachgestellt werden (dreht zwar nicht durch, aber der Pedalweg ändert sich sehr schnell)
- Die Hupe ist kläglich (besonders in Italien ein enormer Nachteil ;-)

Reparaturen:
Eigentlich alles, was in einem langen Autoleben kaputtgehen kann, geht auch kaputt. Hier habe ich nur das hervorgehoben, was entweder ungewöhnlich oft kaputt war oder meiner Meinung nach für normal nicht kaputtgehen sollte. Normaler Verschleiß gehört bei allen Autos dazu.
- Achsmanschetten und Gelenkwellen/Keuzgelenke regelmäßig kaputt und demzufolge anfällig
- alles, was irgendwie "Gummilager" heißt, leiert ab 80.000 km aus
- Steuergerät der Zündung anfällig (war 2x kaputt, bei 128.000 und 146.000 km), ab dem letzten Fall ist eins vom Ford Fiesta drin, geht auch :-)
- el. Fensterheber defekt, Ursache
unbekannt (blöderweise lassen sich die Scheiben senken, aber nicht wieder hochfahren, Auftreten sporadisch - das macht das interessant)
- Zylinderkopfdichtung 1x defekt, ausser Öl im Kühlwasser aber kein größerer Schaden entstanden
- Gestänge der Schaltung korrodiert, das klemmt und dann hüpfen die oberen Gänge beim Lastwechsel raus
- km-Zähler klemmte auf einmal und zählte nicht mehr - Durch Einbau der Zählrolle eines anderen Tacho schnell in Eigenleistung behoben, noch bevor die Tachowelle durch den hohen Drehwiderstand auch noch kaputtgegangen wäre
- metallene Benzin- und Bremsleitungen korrodieren- Austauch war sehr teuer, weil Tank ausgebaut werden muss
- Zentralverriegelung geht seit Jahren nicht mehr, sowohl Kabel- als auch Geber-Problem, hab mich aber damit abgefunden (bei nur 3 Türen und dem geringen Umfang, den man um das Auto zu umlaufen hat, kein Problem)
- Die Uhr geht nur noch, wenn sie Lust hat (Strom hat sie genug, aber eben keine lust mehr)

Besonderheiten:
Marder mögen ganz besonders die Düse der Heckscheibenreinigungsanlage. Zum Glück tun sie sich daran gütlich und lassen die Bremsschläuche und Zündkabel in Ruhe. Solange noch Wasser aus der Düse kommt, kann der Knubbel weiterhin total zerkatscht sein. Manchmal reißen die Marder den Knubbel auch ab, aber zum Glück schleppen sie ihn nicht weit weg. Trotzdem ist das Auto nach solchen Marder-Besuchen von oben bis unten total eingesaut, die Viecher müssen es scheinbar lieben, sich vor den Autobesuchen im Schlamm zu wälzen.
Die Schalter der Innenbeleuchtung machen, was sie wollen. Meistens wollen sie kein Dauerlicht geben, ich bin froh, dass sie jetzt zuverlässig in der Schalterstellung Kontakt geben, dass beim Öffnen der Türen das Licht angeht.
Dass es immer irgendwo knarzt, klappert oder irgendwie was nicht so optimal verarbeitet ist, ist eigentlich kein Nachteil. Das Auto fährt damit trotzdem. Wen's stört, der muss sich einen Mercedes kaufen. Für Perfektionisten ist das kein Auto.

Wenns den 309 mit modernerer Technik, mehr Leistung und Sicherheitsausstattung jetzt wieder gäbe, würde ich ihn sofort wieder kaufen.