Herrlich. Einfach nur herrlich....

Mein erster R4 war schon über acht Jahre alt, als ich ihn 1977 für ein paar Hunderter kaufte. Ich habe ihn rund ein Jahr gefahren, dann brach mein Freund mit dem Beifahrersitz durch und saß auf der Straße. Kilometerstand kurz vor 180.000. Der Motor fand dann als Ersatzmotor noch für weitere 18 Monate seinen Platz in einem R4 Kastenwagen.

Ich kaufte sofort einen neuen R4. Den ersten wirklich roten R4GTL in unserem Dorf, denn die ersten überhaupt kamen in einem seltsam anmutenden Bonbonrosé daher. Preis: 7.700 DM bei Barzahlung.
34 satte PS aus 1100 Kubikzentimeter - in der Poolposition an der Ampel nahezu unschlagbar. Dazu ein absolutes Raumwunder ( wir waren mit unserem "Kleinen" immer ein gern gesehener Gast auf Umzugpartys ) und ein genügsamer Tragesel. Die neuen Superpolstersitze waren urbequem, das Geräusch im Fahrzeug etwas besser als beim Vorgänger. Schwer kultig fand ich die Krückenschaltung, die es ermöglichte, den rechten Arm lässsig aufzulegen.
Als junger Mensch, der kurz vorher einen DKW F91/4 Munga sein Eigen nannte, überzeugte nicht nur der Verbrauch, der mit rund 5 Litern zauberhaft gering ausfiel. Man empfand sogar die Heizung als vertretbar, bis man dann in den Toyota Starlet des Freundes einstieg. Zumindest reichte sie aber aus, um auf längeren Strecken die Vereisung der inneren Frontscheibe zu verhindern. Und im Sommer war es egal, denn die großzigige Lüftungsklappe und die genialen Schiebefenster entschädigten durch eine wirklich gute Lüftung an warmen Tagen.
Im strengen Winter 78 / 79 war ich, neben VW Käfer und 2CV, mit der einzige Verkehrsteilnehmer, der in den Schneewehen und auf den vereisten Straßen gut zurecht kam.
Wir gaben den Wagen nach etwa einem Jahr bei KM-Stand 32.500 an einen jungen Studenten ab.

Nach einem 6monatigem Ausflug in die östliche Fahrzeugwelt - Lada Nimmersatt / NIVA - erstanden wir wieder einen R4GTL. Auch dieser war feuerrot, hatte nun ein Faltdach und kostete 9.200 DM.
Wenige Tage nach der Zulassung fuhren wir damit gen Süden. Nach rund 10.000 Kilometern durch Südeurope kamen wir zurück ins Dorf - wegen des Dachs und des Verbrauchs einer der schönsten Urlaube, die wir je hatten. Und wieder ergab der Durchschnittsverbrauch einen Wert unter 5 Litern. Allerdings - wie bei dem anderen GTL ja auch - "teures" Superbenzin.

Es wurde Winter,und wir vermissten die kuschelige Wärme unseres ersten R4 GTLs. Das Dach war wohl eher für südländische Verhältnisse ausgelegt.
Bei etwa 20.000 KM / 7 Monaten röhrte der Auspuff. Aussage der Niederlassung: "Das ist bei dem normal bei der Kilometerleistung. Das ist Verschleiß." Nun gut, es war nicht die Welt, aber wir sagten uns dann, dass andere Hersteller doch wesentlich andere Zeitmarken für "Verschleißteile" setzte. Als ich dann noch für sage und schreibe 48 DM Originalwischblätter bei Renault kaufen musste, weil es keine Boschprodukte an der Tankstelle gab, verkauften wir unseren treuen Begleiter. KM-Stand wieder über 30tsd. Eine junge Mutter war glücklich, ein so schönes Auto erwerben zu können.
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Ein Freund war zu der Zeit Fan des 2CV. Er kaufte einen der letzten Neuwagen und mottete ihn ein ( Zugelassen, wohlgemerkt ). Heute flaniert er damit durch die Stadt und man schaut ihm oft neidvoll nach. Ich hätte es auch so machen sollen, obwohl der R4 nie den Kultstatus des 2CV erreichte.

Sicher, wenn es um den Aspekt Sicherheit geht, ist jeder freie Sprung auf Betonboden aus 10 Meter Höhe sicherer, aber wir haben nur die besten und schönsten Erinnerungen an dieses kleine aber clevere Fahrzeug. Hin und wieder sehen wir noch ein Exemplar, und es dauert dann eine ganze Weile, bis meine Liebste und ich mit dem ( erneuten ) Austausch von Erinnerungen fertig sind.

In Erinnerung schwelgend,
Dieter