Fünf Jahre lang fuhr ich einen 88-er Subaru Justy 1,2 und war sehr zufrieden mit dem Auto. Es ist für seine Größe sehr geräumig ( Beinfreiheit, geteilt umklappbare
Rückenlehne), die Lenkradhöhe ist so gut gewählt, dass man ohne daran hängenzubleiben bequem ein-und aussteigen kann.
Die Technik ist auch für Selbstschrauber beherrschbar. Der Motor ist erstaunlich elastisch, das maximale Drehmoment liegt schon bei 2800U/min an, drehen kann er bis 5500U/min.
Der zuschaltbare Allradantrieb, der vom Ansaug-Unterdruck des Motors über Magnetventile betätigt wird, verzichtet auf ein Zentraldifferential. Das hat den Vor -
teil, dass erst vorn und hinten ein Rad durchdrehen muß, bevor es nicht mehr vorwärts geht. Dadurch kann das kleine Auto eine enorme Zugkraft entwickeln, und
solange man nicht mit zwei Rädern einer Seite in der Schneewehe steckt, geht es eigentlich immer vorwärts. Man sollte aber den Allrad nur bei Schnee und Eis
nutzen, bei guter Reifenhaftung treten starke Verspannungen zwischen Vorder-und Hinterachse auf. Das Fahrzeug vibriert dann stark, und im Getriebe bauen
sich hohe Drücke auf. Durch die starke Traktion ist es auch nicht ungefährlich, das Auto mit eingelegtem Gang und zugeschaltetem Allrad auf trockener Straße
zu parken. Mein Auto hat deshalb durch einen kleinen Parkrempler einen Getriebeschaden (ausgebrochener Zahn) erlitten. Außerdem muß man besonders auf
gleiche Reifengrößen und Reifenabnutzung achten. Warnsignal hierfür ist ein deutliches Rucken beim Allradschalten trotz Geradeausfahrt und Gaswegnehmen. Das Fahrverhalten bei Schneeglätte ist nahezu narrensicher, bleibt man leicht auf dem Gas, treibt es das Auto leicht nach außen, ohne abrupt zu drehen. Nur bei zuviel
Gas will das etwas zu leichte Heck ausbrechen, der Heckantrieb führt zum Übersteuern.
Der stabile Motor kann ohne Probleme 200 000 km halten, nur mit der Ölsorte soll man nicht sparen, da sich die Ölbohrungen durch Verkoken schnell zusetzen. Ölundichtigkeiten sind oft auf zu hohe Belastung des noch kalten Motors zurückzuführen.
Die Verarbeitung ist für diese Fahrzeugklasse sehr gut, besonders die Elektrik ist sehr sicher. Alle wichtigen Steckverbinder sind wasserdicht, nur nimmt die Qualität mit zunehmendem Baujahr leider ab. Einziges Manko sind die Zündkabel älterer Baujahre, die oft die Ursache für Motorprobleme sind( mal im Dunkeln in den Motorraum sehen! ). Hier empfehle ich den Einbau neuer Silikonkabel ( rot).
Die Vergasermaschine hat einen manuellen Choke, der schwer dosierbar ist. Dadurch kann auf Kurzstrecken der Verbrauch bis zu 9l / 100 km ansteigen. Auch wenn der Langstreckenverbrauch 6,5 bis 7l beträgt, war mir das für ein Auto, was ja hauptsächlich auf Kurzstrecken bewegt wird, zuviel. Deshalb habe ich (schweren Herzens) meinen 88-er gegen einen 93-er Justy eingetauscht. Dieses Modell verfügt über eine Mehrpunkt-Einspritzung, der Verbrauch liegt bei 7,3 l, freilich fehlt dem Motor etwas der Biß des Vergasermodells, obwohl er mit 7 PS mehr in den Papieren steht. Am besten fährt man um den Drehzahlbereich um das max. Drehmoment herum, also bei 3500-4000 U/min sollte man hochschalten. Zu untertouriges Fahren bringt entgegen der heute gern propagierten Meinung nichts, im Gegenteil, die Vibrationen und der niedrige Öldruck sind Gift für den Motor.
Oft stehen die Bremsen des Justy unter Kritik. Die Pedalkraft ist recht hoch, die Bremswirkung aber unabhängig von Nässe, Salz und dank innenbelüfteter Brems-
scheiben auch bei Hitze ohne Fading. Die Graugussbremsscheiben verschleißen recht schnell und rosten auch stark. Im Winter sollte man sich angewöhnen, den Motor so oft wie möglich zum Bremsen zu nutzen, da so der Motor durch den Allrad auf alle vier Räder bremsend wirkt.

Die größte Schwäche des Justy ist seine Rostanfälligkeit, da auch die Karosserie nicht besonders stabil ist. Besonders betroffen sind die hinteren Radläufe, die
vorderen Kotflügel in der Nähe des Stoßfängers und alle Anbauteile (z.B. die Halterungen der
Stoßfänger). Hier ein paar Tipps für Leute, die ihren Justy länger
fahren wollen:
·die Blechdoppelung am hinteren Radlauf mit Silikon o. ä. abdichten
·Stoßfänger abbauen, die Halterungen strahlen und lackieren. (gilt auch für alle anderen Haltewinkel u. ä., der Rost breitet sich von da auf die Karosse aus)
·alle Hohlräume mit fettbasierendem Mittel (Mike Sanders, zur Not tut es auch Kettenspray vom Motorrad) konservieren. Das ist nicht schwierig, da alle
Innenverkleidungsteile verschraubt sind.
·besonders wichtig ist es, darauf zu achten, dass alle Ablaufkanäle der Seitenschweller frei sind. Dort liegt häufig die Ursache für rätselhafte Nässe im Auto.
Man muß wirklich alle Öffnungen kontrollieren (am besten geht dazu ein Pfeifenreiniger mit Petroleum benetzt), da die Schweller in Kammern unterteilt sind.
·die Plastzierteile sind mit doppeltklebendem Band befestigt, welches sich mit der Zeit löst. Dann scheuern die Teile am Lack, was zu Unterrostungen führt.
Hier hilft nur Entfernen und neu verkleben. Die Plastverkleidungen an den Radläufen älterer Baujahre sollte man lieber ganz entfernen.
·unter dem Frontscheibengummi mit einer Ölkanne Konservierungsmittel einbringen.
·die vorderen Plastkotflügeleinsätze herausnehmen, Roststellen dahinter beseitigen und lackieren, die Berührungsstellen Plast-Blech mit Unterboden-Bitumen
behandeln und die Einsätze wieder einbauen.
·Die Benzinpumpe (die nicht demontierbar ist) sitzt zusammen mit der Benzinfilterpatrone auf einem Blech vor dem Hinterrad. Obwohl das Ganze recht zuverlässig funktioniert, sollte man die Anordnung regelmäßig von Rost und Schmutz befreien und den Filter wechseln.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass Schmierfett in Japan sehr teuer sein muß. Man glaubt ein neues Auto zu besitzen, wenn man sich die Mühe macht, die völlig trockenen Türschlösser von innen zu fetten, auch die Außenspiegel lassen sich dann wieder stellen.Oft quietscht das Lenkrad, etwas Silikonfett an der Dichtmanschette zur Spritzwand schafft Abhilfe.

Schmerzlich für mich ist, dass Subaru keine Zubehörteile mehr für den alten Justy anbietet, dabei ist er erst fünf Jahre aus dem Programm und hat durchaus
auch sportliche Ambitionen. Neben den Rallyeerfolgen des Impreza sollte man bei Subaru die anderen Modelle nicht so sehr vernachlässigen. Besonders empfehlenswert ist die Nachrüstung einer Mittelkonsole, wenn man eben noch eine bekommt. Den langen Schaltknüppel kann man, nachdem man ihn nach unten herausgenommen hat, um 7cm kürzen, man muß nur das Querloch, durch das der Schaltknauf verstiftet wird, neu bohren. Ein Muß sind die originalen Gummifußmatten, um im Winter einen trockenen Innenraum zu haben ( auch nicht mehr lieferbar).

Auch mit Literatur sieht es leider nicht gut aus ( weshalb ich das hier schreibe), lediglich ein 88-er Reparaturbuch konnte ich ergattern ( www.fahrzeugliteratur.de).
Obwohl Subaru einen sehr guten Service besitzt, übersteigt es oft das Zeitbudget der Mechaniker, sich insbesondere mit den z.T. komplizierten mechanischen Regelsystemen des Vergasermodells zu befassen. Hier vermisse ich die Unterstützung von Subaru für Leute, die das Auto mit Sachkenntnis erhalten wollen.
Besonders ärgerlich auch deshalb, weil aus Kostengründen dieses Auto nicht weiterentwickelt wurde. Der in Ungarn gefertigte Suzuki-Justy sollte diesen Namen
besser nicht tragen, denn er hat nicht bei weitem dieselbe Qualität. Vor allem fehlt dem Nachfolgemodell aber eins: Der Charakter.