Wir fuhren von 1996 - 2000 einen Toyota Corolla 1,3 XL (E9) in der seltenen Stufenheck-Version. Das Auto war Bj. 1987, also einer der ersten E9 und hatte beim Kauf von Bekannten ca. 150.000 km gelaufen und wurde wahrhaftig nicht geschont. Wir zahlten damals 1.000,-- DM (Freundschaftspreis). Eigentlich war dieses Auto nur ein Notkauf, da meine Frau einen Ersatz für den dahingerosteten Kadett-C brauchte.
Untypisch für Japaner fand ich die absolut spartanische Ausstattung der XL-Version. Nicht vorhanden waren z.B. Servolenkung (nicht unbedingt nötig) oder Zentralverriegelung. Der
Drehzahlmesser bestand aus einer Art Econometer, mit Leuchtdioden aus grün, gelb und rot. Sofort nach dem Kauf wurde der Zahnriemen erneuert, da ein vorheriger Wechsel nicht nachgewiesen werden konnte und der Auspuff-Endtopf, der nur noch aus Spachtel bestand und herrlich röhrte.
Weiterhin wurden die alten 155er Trennscheiben gegen die nächstgrößeren 175/70er- Reifen getauscht, was die ohnehin gute Straßenlage noch verbesserte. Eigent-
lich konnte ich mich, im Gegensatz zu meiner Frau, anfangs überhaupt nicht für dieses Auto begeistern, aber je öfter ich damit unterwegs war, auch viel auf Langstrecke, kam tatsächlich auch etwas Freude auf. Da waren zunächst die äußerst bequemen Sitze,
der drehfreudige (vielleicht deshalb zum Glück kein richtiger Drehzahlmes-ser!) aber sparsame Motor, dessen 75 PS absolut ausreichten, um den Tacho,
zur Verwunderung manch anderer, stärker motorisierten Verkehrsteil-nehmer, auch bis zum Anschlag (180 Km/h!) zu bringen. Weiterhin war es
platzmäßig kein Problem, 5 Personen mitzunehmen, die für ihr Gepäck im Stufenheck noch einen riesigen Koffer-
raum vorfanden. Zudem sah das Stufenheck vom Design her, im Gegensatz z.B. zu Jetta oder Kadett-E,
oder anderen Kompakt-Stufenheck-
Limousinen doch recht harmonisch aus. Selbst bei schneller Fahrt war dieses Auto noch leiser, als mein Mazda 323 F (BG). Bei 190.000 km gab die Kupplung rutschender Weise ihren Geist auf. Wir ließen sie trotzdem noch wechseln, was dank eines befreundeten KFZ-Mechanikers nicht sehr kostenintensiv war. Danach kam noch ein gebrauchter Verteiler dazu, weil beim Original die Fliehkraftverstellung hinüber war, und
das Auto beim beschleunigen fürchter-
lich klingelte und entweder im Leer-
lauf viel zu hoch oder viel zu niedrig,
bis kurz vor Ausgehen, drehte.
Hervorzuheben ist die absolut spitzen-
mäßige Karosserie-Qualität.
Das Auto erlitt in unserem Besitz einen unverschuldeten, heftigen Seitenschaden links. Der Schaden wurde per Gutachten abgerechnet. Mit der Summe konnten die Reparaturen bequem, unter Verwendung von Gebrauchtteilen, vor der Garage durchgeführt werden. Türen habe ich damals im Rahmen eines Urlaubes auf einem Schrottplatz in Holland besorgt, wo der E9 als Stufenheck auch heute noch oft zu sehen ist. Die Lackierung in weiß er-
ledigte ein Lackierbetrieb sehr günstig. Einen späteren Heckaufprall eines Ford Mondeo hatte für diesen einen Total-Frontschaden zur Folge, unserer Corolla hatte nur ein leicht eingedrücktes Heckblech auf der linken Seite, was an der Tankstelle meines Vertrauens günstig repariert wurde. Da der Kofferdeckel, den es hierzulande auch selten gebraucht gab, bei dem Unfall aufsprang, konnte er sogar weiterverwendet werden.
Im März 2000 trennten wir uns dann von diesem Auto, bei einem Stand von ca. 210.000 km, da ich mir zu diesem Zeitpunkt den an anderer Stelle hier im Forum erwähnten Mazda
626 zulegte und meine Frau den von mir bis dahin gefahrenen 323 F übernehmen sollte, welcher auch hier im Forum beschrieben wurde.
Grund des Verkaufes war, daß im Corolla nur ein U-Kat. (Steuern!)eingebaut war und daß meine Frau beim Parken doch eine Servolenkung vermisste. Ein libanesischer Exporteur, der sich auf unsere Annonce hin meldete, bot und spontan 1.000,-- DM, da er froh war, eines dieser seltenen Stufenheck-E9er zu bekommen, da diese in seiner
Heimat sehr beliebt sind, egal in welchem Zustand. Wir ließen
uns darauf ein, aber das gute Blaupunkt-Radio mit den seinerzeit guten Blaupunkt-Aufbaulautsprechern und die schönen Zubehör-Radkappen be-
hielten wir. Fast war ich schon ein wenig traurig, als dieses billige, absolut zuverlässige, anfangs ungeliebte, Auto am nächsten Tag mit
roten Kennzeichen aus unserer Straße
in Richtung Libanon herausbog.