Das sollte man jetzt über Winterreifen wissen

09.12.2024

Von "O" bis "O", also von Oktober bis Ostern: In diesem Zeitraum sollte ein Auto nur mit Winterreifen unterwegs sein. So lautet zumindest eine schon seit vielen Jahren bekannte Faustregel. Aber ist dieser Intervall eigentlich gesetzlich bindend? Wie werden Winterreifen vom Gesetzgeber definiert und welche Änderungen gibt es 2024?



So funktioniert die Winterreifenpflicht in Deutschland



Das Wichtigste vorab: Einen gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum für die Nutzung von Winterreifen gibt es in Deutschland nicht, sehr wohl aber eine situative Pflicht. Die tritt immer dann in Kraft, wenn Glatteis, Schneematsch, Schneeglätte sowie Eis- oder Reifglätte für winterliche Straßenverhältnisse sorgen. Vom Autofahrer werden also Eigenverantwortung und Eigeninitiative gefordert. Wer sich an die situative Winterreifenpflicht nicht hält, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern auch einen Punkt in Flensburg. Die Höhe des Bußgeldes hängt dabei von der Schwere des Verstoßes ab. Wer "nur" mit Sommerreifen unterwegs ist, zahlt 60,- Euro, wer dabei andere Verkehrsteilnehmer behindert, muss mit einem Bußgeld von 80,- Euro rechnen, und wer andere Verkehrsteilnehmer auch noch gefährdet, zahlt 100 Euro, und das jeweils plus den wenig beliebten Punkt in der Verkehrssünderkartei. Natürlich müssen die Winterreifen auch in einem guten Zustand sein. Laut Gesetz beträgt die Mindestprofiltiefe 1,6 Millimeter. Wird dieser Wert unterschritten, dürfen Autofahrer die Winterreifen nicht mehr im Straßenverkehr nutzen. Es wird aber empfohlen, für eine bestmögliche Sicherheit die Reifen schon vorher zu wechseln, und zwar idealerweise bei einer Profiltiefe zwischen drei und vier Millimetern.



Achtung, diese Reifen gelten jetzt nicht mehr als Winterreifen!



Lange Zeit wurden Reifen mit der Kennzeichnung "M+S", die vor 2018 hergestellt wurden, auf den winterlichen Straßen noch akzeptiert. Neu produzierte Winter- und Ganzjahresreifen müssen dagegen schon seit Januar 2018 zwingend das Alpine Symbol tragen, das optisch leicht zu erkennen ist, denn es besteht aus einem stilisierten dreizackigen Berg mit einer innenliegenden großen Schneeflocke. Es symbolisiert die Wintertauglichkeit der Reifen.
Seit Oktober 2024 sind, wie auch hier im Blog von eBay nachzulesen, "M + S" Reifen keine offiziellen Winterreifen mehr, das heißt, bei winterlichen Straßenverhältnissen sind sie nicht mehr zulässig. Autofahrer sollten also schleunigst einen Blick auf ihre Reifen werfen und neben der Profiltiefe auch das Symbol kontrollieren. Das befindet sich stets an der Flanke der Reifen. Denn auch wenn "Matsch und Schnee Reifen" nicht mehr verkauft werden, sind sie noch immer im Umlauf und auf sehr vielen Fahrzeugen aufgezogen. Häufig werden sie auch privat verkauft oder weitergegeben. Übrigens: Schneeketten sind ebenfalls keine anerkannte und akzeptierte Alternative zu Winterreifen, denn sie dürfen nur dann aufgezogen werden, wenn sich auf der Fahrbahn eine geschlossene Schneedecke befindet, nicht aber beispielsweise bei Eisglätte.



Was ist mit der Versicherung, wenn falsche Reifen verwendet werden?



Die gute Nachricht: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft betont, dass auch für Autofahrer, die bei winterlichen Straßenverhältnissen mit Sommerreifen unterwegs sind und einen Unfall verursachen, der Haftpflicht-Schutz bestehen bleibt. Das könnte bei einer Vollkaskoversicherung jedoch ganz anders sein. Diese kommt bekanntlich normalerweise auch für Schäden am eigenen Fahrzeug auf. Nehmen Autofahrer jedoch bei Schnee oder Eis fahrlässig mit Sommerreifen am Straßenverkehr teil, kann das Versicherungsunternehmen die Kostenübernahme einschränken.



In der kalten Jahreszeit sicher und verantwortungsvoll unterwegs sein



Auch wenn der Gesetzgeber keine zeitliche Winterreifen-Pflicht eingeführt hat, müssen sich Autofahrer an die Straßenverhältnisse anpassen und je nach Wetter Winterreifen aufziehen. Dabei sollte auf keinen Fall vergessen werden, dass "M + S" Reifen seit Oktober 2024 nicht mehr anerkannt und erlaubt sind. Hier drohen also ebensolche Bußgelder und Punkte in Flensburg wie beim Fahren mit Sommerreifen. Die neue Regelung sollte aber nicht nur zur Vermeidung von Sanktionen beachtet werden, sondern auch im Interesse der eigenen Sicherheit und der aller anderen Verkehrsteilnehmer.



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