Eigentlich bin ich als jahrzehntelanger VW Fahrer aus Verärgerung zu Citroen gekommen. Als ein neuer Paasst anstand - der alte hatte immerhin 250.000km hinter sich- bot man mir zu einem ungeheuer hohen Preis Autos an, die innen alle schwarz waren und erklärte, das sei "cool". Weiterhin musste man alberne Austattungspakete nehmen, wenn man nur ein Detail haben wollte. Als Anhängerkupplung wird natürlich nur eine abnehmbare angeboten. Was für ein Quatsch: ich bekenne mich zu meinem Anhänger, auch wenn ich das Auto vor der Düsseldorfer Tonhalle abstelle und ein Konzert besuche. Nun also Citroen, ein Auto, das man nach Warnung meines Freundeskreises unter keinen Umständen fahren darf, reine Geldverschwendung.
Nach ausgiebigen Probefahrten entschieden wir uns für den 110 PS Dieselmotor in einem C5 Break. Vieles war für uns spartanische VW Piloten völlig neu: Dieses Gleiten, dieser Luxus, von dem sicher manches Schnick -Schnack ist, aber denn zum Wohlfühlen verführt. Zuerst habe ich ihm den Durst abgewöhnt. Dieselmotoren sind zum Sparen da, mehr als 6 Liter wollte ich ihm bei durchnittlich 3/4 der zulässigen Höchstdrehzahl nicht zugestehen. Diesem Wert habe ich mich inzwischen genähert, indem ich den Luftdruck der Reifen sukzessive hochgefahren habe. Mit 2.8 bar auf allen vier Rädern verbraucht er bei ziviler Fahrweise 6,4 Liter. Die Federungseinbuße ist minimal. Der Motor läuft so ruhig, das man bis etwa 120 km/h Symphoniekonzerte hören kann. Im Gegensatz zum VW verbraucht er kein Öl. Angesichts der ungewöhnlich langen Ölwechselintervalle (30.000km) relativiert sich der Mehrverbrauch gegenüber meinem Passat TDI, weil ich kein Öl mehr nachzuschütten brauche. Der VW benötigte etwa 1 Liter/15.000km.
Die Sitze haben etwas wenig Seitenhalt. Die Lenkung ist straff, der Wendekreis hingegen unzumutbar. Parkhäuser mutieren zu Katastrophentempeln, weil ich in diesem Auto schweißgebadet bin, bevor ich aus der Lücke heraus, um die Kurve herum oder am Pfeiler vorbei bin. Wie kann man diese Lenkung zur Produktion freigeben? Die hätten in Frankreich doch merken müssen, dass der Fahrer des Prototyps auf der Probefahrt verschollen ist, weil er einfach keinen Platz zum Wenden fand. Die Klimaanlage und Lüftung suchen ihresgleichen. Diese ausgewogene Raumatmosphäre findet man in deutschen Autos nicht!
Über Verarbeitung kann ich nicht meckern, wahrscheinlich aber nur, weil ich inzwischen keine kleinen Kinder mehr habe. Mit diesem Auto als Familienkutsche hätte ich Bedenken, weil eben alles etwas dünner, filigraner, weniger massiv ist als im VW. Den Freundeskreis habe ich dandylike zum Schweigen gebracht. Eingeladen zu einer Geburtstagsmatiné erbat ich mir von einer Dame ein Spitzentaschentuch und schickte mich zum Entsetzen aller an, unters Auto zu kriechen, um den Auspuff (eines Diesels!!!) auszuwischen. Als ich Taschentüchlein blütenweiß an die Besitzerin zurückgab, gab man die Distanz zu meinem Auto auf und redete von Stund an freundlicher über diese Marke
Alles in allem haben wir Glück gehabt! Seit 60.000 km drehe ich den Schlüssel herum, der Citroen brummt und tut seine Pflicht.