Ich fahre derzeit einen Civic 1,6i Bj. 90 mit 110 PS. Ich habe den Wagen vor zwei Jahren mit 116000km übernommen und hat nun 133000km runter. Bis auf die routinemäßigen Inspektionen und einen kleinen Crash ist der Wagen nicht einmal in der Werkstatt gewesen, er ist also sehr zuverlässig. Der Wagen startet im kalten Zustand absolut problemlos, auch wenn er im Winter draußen steht.

Die Haftpflichtversicherung ist für den Civic von Natur aus extrem hoch, weil ein 12 Jahre alter Kleinwagen mit 110PS nun mal ein typisches Anfänger- und vor allem Raserauto ist. Der Verbrauch des Wagens liegt mit 8,5 Litern auf 100km für meinen Geschmack etwas hoch, bei Höchstgeschwindigkeit liegt der Verbrauch fast doppelt so hoch.

Dafür belohnen aber auch sehr eindrucksvolle Fahrleistungen: Der Wagen braucht knapp 9 Sekunden auf 100 und fährt laut Tacho auf der Geraden 205 Spitze (Bergab: 215). Die Motorcharakteristik dieses Wagens ist sehr vielfältig: Im Bereich unter 2000/min machen dem Wagen seine mageren 1600cm³ sehr zu schaffen. Erst über 2000/min kommt der Wagen richtig in Fahrt. Dabei entwickelt der Motor seine Kraft kontinuierlich über das gesamte Drehzahlband. Ab 4500/min merkt man, dass das Drehmoment spärbar ansteigt und der Motor deutlich mehr Druck macht. Nach dem Überschreiten des maximalen Drehmomentes von 134Nm bei 5200/min dreht der Wagen ohne Unterlass munter weiter, überschreitet seine 110PS Nennleistung bei 6300/min, dreht immer noch weiter und weiter und weiter, bis schließlich der Drehzahlbegrenzer dem Fahrspaß bei beachtlichen 7700/min ein Ende setzt. Der Motor-Sound ist dabei im oberen Drehzahlbereich selbst im Serienzustand atemberaubend und hört sich an wie eine Mischung aus dem Fauchen einer Katze und dem Brüllen eines Löwen. Das Ansprechverhalten des Motors ist phänomenal. Im ersten und zweiten Gang scheint der Wagen durch heftige Gasbefehle anzufangen zu Hüpfen wie ein Lowrider, im fünften Gang geht zumindest noch ein deutlicher Ruck durchs Getriebe. Hinzu kommt noch, dass der Civic eine extrem kurze Getriebeübersetzung hat, die die Drehmomentschwäche ausgleichen soll und somit zu noch besseren Fahrleistungen verhelfen soll.

Durch sein niedriges Leergewicht von gerade einmal 930kg erreicht der Civic ungeahnte Agilität. Der Wagen liegt serienmäßig äußerst tief auf der Straße und hat daruch eine exzellente Kurvenlage und ein sehr sportliches Feeling beim Fahren. Unangenehm ist die starke Frontlastigkeit, die sich vor allem in sehr engen Kurven durch nervöses Schieben über die Vorderräder bemerkbar macht. Die Traktion des Civic ist zwar OK, könnte aber auch deutlich besser sein. Beim Beschleunigen im ersten Gang muss die Fahrbahn absolut trocken und eben sein, damit die Räder nicht durchdrehen. Die Servolenkung, die der Wagen NICHT hat (als einziges Modell der Baureihe), kommt ebenfalls seinem präsizen Handling zugute, sowohl bei schnellen Kurvenfahrten mit vielen Lastwechselreaktionen, als auch bei Hochgeschwindigkeitsfahrten auf Autobahnen, weil die Lenkung ohne Servounterstützung absolut direkt und genau ist. Natürlich ist das Einparken dadurch deutlich erschwert, obwohl das Fahrzeug sehr kurz ist und einen sehr engen Wendekreis hat. Trotz alledem ist der Civic kein Auto zum schnell Fahren, sondern eher zum schnell Beschleunigen. Ab 160 werden Wind- und Motorgeräusche nämlich unerträglich laut und es erfordert einige physische Kondition, den Wagen bei solchen Geschwindigkeiten bei leichten Fahrbahnunebenheiten sicher in der Spur zu halten. Außerdem ist die für meinen Geschmack viel zu weich abgestimmte Bremsanlage für solche Bedingungen nicht zuverlässig genug, obwohl der Wagen rundum Scheibenbremsen besitzt. Um so empfindlicher und härter sind dafür Gas und Kupplung abgestimmt. Es bedarf schon einer sehr langen Eingewöhnungszeit, bis man das perfekte Timing zwischen Kupplung und Gas gefunden hat und man beim Anfahren an Ampeln nicht mehr durch Abwürgen und unfreiwillige Burnouts auf sich aufmerksam macht.

Der Innenraum des Civic ist
sehr geräumig, so dass selbst ich als 198cm-Mensch mehr als genug Kopf- und Beinfreiheit habe. Auch im Fond ist dann noch genug Platz für zwei Erwachsene. Der Innenraum ist über dies noch sehr variabel, da sich die Rückbank umklappen lässt und sich das (für diese Klasse ohnehin schon sehr große) Kofferraumvolumen so im Handumdrehen mehr als verdreifacht. Zusammen mit der sehr niedrigen Ladekante lässt sich dann auch mal ein großer Fernseher problemlos transportieren. Die Armaturen im Cockpit sind übersichtlich und ergonomisch angeordnet und die Sicht ist sehr gut. Besonders angenehm beim Rasen und Reisen sind die Sitze, die zum einen an der Sitzfläche, zum anderen auch an der Lehne eine sehr hohe und feste Seitenführung aufweisen.

Der Civic 1.6i ist zweifelsohne ein Auto, aus dem man kaum wieder aussteigen mag, wenn man einmal den puren Fahrspaß dieses sportlichen Kompaktwagens erlebt hat. Ob heftige Beschleunigungsrennen an Ampeln, schnittige Fahrten auf kurvigen und hügeligen Landstraßen oder einfach nur der beachtliche Durchzug auf Autobahnen, der Civic macht immer Laune und Lust auf mehr. Und dabei ist er alles in allem immer noch ein pflegeleichter, genügsamer und zuverlässiger Sportler.