Ich fuhr sieben Jahre lang einen gebraucht gekauften 89er 250D mit 69kW (einen der letzten mit den schmalen Seitenleisten), und legte in dieser Zeit rund 390.000 km zurück, ohne daß mich der Wagen auch nur ein eiziges Mal im Stich gelassen hat.
Alle Wartungsarbeiten wurden selbst ausgeführt. Dabei legte ich besonderen Wert auf den regelmäßigen Öl- und Filterwechsel alle 10000 km. Einen Ölwechsel führte ich mit einem selbstgebauten Absauggerät, das aus einem Ölfass, einem Stück Schlauch, das genau in die Peilstaböffnung passt und einem alten Staubsauger bestand, innerhalb von 10 Minuten durch. Da auch der Ölfilter von oben gut zu erreichen ist, machte man sich noch nicht einmal schmutzig dabei.
Die Reparaturen während dieser Zeit beschränkten sich auf Verschleißteile wie Bremsen, Reifen, Auspuff, Batterie usw. Nach jeweils ca. 150.000km waren neue Gummidämpfer an der Motoraufhängung fällig. Die Hardyscheiben hinten und vorne an der Kardanwelle, eine Wasserpumpe sowie die Frontscheibe (Steinschlag) wurden im Laufe der Zeit ersetzt.
Selbst eine ausgefallene Lichtmaschine bei 300.000km konnte den Daimler nicht lahmlegen: Zwar stand ich wegen der durch Licht und Scheibenwischer völlig entladenen Batterie in absoluter Dunkelheit, der Motor aber ließ sich durch solche Nebensächlichkeiten überhaupt nicht beeindrucken und lief problemlos weiter, bis nach Hause. Das macht kein anderes Auto! (Die Reparatur der Lichmaschine kostete mich 8,95DM für einen Satz Kohlebürsten vom Boschdienst und eine halbe Stunde Zeit zum Einlöten).
Alles in allem also ein sehr günstiges Fahrzeug. Motor, Getriebe, Kupplung, ja sogar Glühkerzen und Anlasser waren noch die ersten. Der Verbrauch lag im Schnit bei 7,2Liter / 100 km. Der Ölverbrauch war nicht der Rede wert, er lag bei unter 1 Liter auf 10.000km. Startprobleme gab´s nie. Selbst nach zwei Wochen in eisiger Kälte von bis zu -25°C sprang der Wagen problemlos an.
Die Ausstattung war mit Klimaanlage, Sitzheizung, Schiebedach, Standheizung, Verbundglas-Heckscheibe, AHK, Tempomat und ABS für damalige Verhältnisse schon fast luxoriös.
Neben der fast schon legendären Zuverlässigkeit gefielen mir an diesem Auto die geringen Unterhaltskosten und die für PKW recht hohe Anhängelast von 1890 kg. Das Fahrverhalten war auch in brenzligen Situationen problemlos. Die Höchsgeschwindigkeit konnte sich trotz der für das Gewicht eher geringen Motorleistung sehen lassen:Sie lag bei gut warmgefahrenen Motor, einigen Kilometern Anlauf und etwas Gefälle bei echten 194km/h. Es wäre noch mehr drin gewesen, wenn der Motor nicht an der Drehzahlgrenze abregeln würde.
Der Wiederverkaufswert schließlich schießt den Vogel ab: Trotz des Alters von 10 Jahren und einer Laufleistung von weit über 420.000km wurde der Wagen für einen fünfstelligen (DM) Betrag verkauft und läuft heute in Polen, immer noch mit dem ersten Motor.
P.S.
Wenn der Vito von Mercedes nur halb so gut gewesen wäre, dann würde ich heute keinen VW fahren !