Guten Tag,

ein Simca 1501 GLS Tourisme aus dem Jahr 1967 war mein erstes eigenes Auto. Warum?

1. Der Wagen war billig
2. Er hatte noch 10 Monate bis zur nächsten Hauptuntersuchung
3. Er gefiel mir
4. Ich war Abiturient, glaubte noch an das Gute in den Menschen und hatte keine Ahnung, welche Folgen der Kauf hatte.

Gekauft hatte ich den Wagen von einem Handelsvertreter, der damit seine Seifen und Pasten durch Deutschland transportierte. Der Zustand war zeittypisch für ein neun Jahre altes Auto, bei dem man nicht einmal den Kilometerstand genau bestimmen konnte.

- Serviceheft? Fehlanzeige!
- Bedienungsanleitung? Fehlanzeige!
- Kfz-Brief? Ja, aber vollgeschrieben!

Der Zustand war in ein Wort gefasst, nahezu schrottreif - totgeritten! Trotzdem war es jetzt meiner und ich habe ihn ein Stück weit aufgepäppelt.

Eigentlich wäre eine Totalrestauration notwendig gewesen, für die fehlten mir einerseits die Mittel, andererseits die handwerklichen Fertigkeiten sowie die Zeit (Abitur).

Also blieb es beim Aufpäppeln.

Als erstes mal ausräumen und gründlich reinigen, nachdem ich mir ein paar helle Hemden auf den Kunstledersitzen eingeschwärzt hatte. Die Sitze sahen nach der Wurzelbürsten-Kur wieder wie neu aus. Das anfänglich seltsame Verhalten der Elektrik legte sich auch, nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Vorbesitzer die Batteriepole verwechselt hatte.

Weniger lustig war die Bereifung des Wagens. Der Tourisme und der Break rollten auf der seltenen Größe 175 SR 13, während die Limousinen auf 165 SR 13 gefahren werden durften.

An der Hinterachse hatte mein 1501 nun 165er aus einem vor ein paar Jahren eingegangenen Öko-Reifen-Werk. Vorne drehten sich mühsam (wg defekter Radlager) uralte 175er. Da man bei den fast neuen Öko-Reifen zwei Finger zwischen Lauffläche und Karkasse schieben konnte, kaufte ich erst mal neue Dunlop Textilgürtelreifen in der richtigen Größe - 175 SR 13.

So ging es weiter mit dem Thermostaten, der nur noch aus Fragmenten des Dehnstücks und dem Ventilteller bestand, Wasserschläuchen und weiteren kleinen Gemeinheiten.

Was ich nach kurzer Zeit herausfand war, dass der Wagen vom Vorbesitzer bereits bei einem ortsansässigen Verwerter 'von der Halde' gekauft wurde. An der unten wie oben durchgerosteten Heckklappe fehlte nämlich die Kurbel. Und ich suchte im Öko-Teilehandel nach Ersatz!

Hierbei erfuhr ich auch, dass bereits ein 'Austauschmotor' den Wagen befeuerte. Der stammte aus einem 1965er 1500 Automatique.

Egal! Ich war irgendwie stolz auf das Ding. Rost hin oder her, die Maschine hatte trotz der älteren Herkunft ordentlich Leistung (laut Motorprüfstand fast 80 PS) und brauchte nur ein wenig Öl, damit die Straßen schön geschmeidig werden - will sagen, die Ölwanne war verzogen und hatte ordentliche Tropfverluste.

Dieses Auto hatte ich bis Sommer 1977. Der TÜV wäre eine teure Angelegenheit geworden....

Eigentlich hätte ich jetzt schlauer sein müssen! Nie wieder ein Fahrzeug dieser Katastrophen-Marke! Aber nein. Ich kaufte einen 1971er 1301 Spécial. Und es kam noch schlimmer. Mechanisch war dieser Wagen absolut tot.

Das wusste sicher auch der nette Gebrauchtwagenverkäufer beim Freundlichen. Das schauerliche Klappern der Kipphebelwelle sollte mit einmaligem Ventileinstellen behoben sein. Und wenn nicht, hätte er für mich noch ein paar Schlachtobjekte aus Unfällen.

Die brauchte ich dann auch dringend. Denn der Bedarf an Teilen war riesig! Anlasser und Lichtmaschine waren noch die einfachen Übungen. Kupplung, Getriebe und Motor waren die etwas größeren Brocken.

Und die Karosserie? Schlimmer noch als beim 1967er Tourisme!

Mein 1500er Motor mit strammen 80 PS ersetzte natürlich nach kurzer Zeit den maroden 1301 Spécial Antrieb. Das war quasi Plug'n Play. Aus drei ausgebauten Armaturenkästen konnte ich mir eine dauerhaft funktionierende Uhr sowie einen Tacho mit Tageskilometerzähler retten. Aus einem anderen Wagen eine 1A Sitzgarnitur, nebst Teppichen und alles ohne Flecken!

Eigentlich war immer irgendwas kaputt am Wagen. Ich selbst hatte ihn dann noch ins Heck eines sinnlos vollbremsenden Fiat 500 gesetzt und wieder mit Hilfe eines Karosserieklempners gerichtet.

Beim nächsten Crash kam der Gegner freundlicherweise von rechts (aus einer Grundstückeinfahrt). Danach hatte der Wagen vorne einen weissen Kotflügel links und einen hellgrauen rechts. Mal ein Blech links neben den Tank gebraten, mal eines neben die Wagenheberaufnahmen gesetzt konnte ich den Wagen bis 1981 am Leben erhalten.

Zu guter Letzt hatte ich, nachdem der 1500er das Klappern begann, versucht meinen 1301er Motor wiederzubeleben - es sollte ja mit einfachem Ventileinstellen erledigt sein! Stattdessen brachte die Zerlegung des Motors ein Desaster zum Vorschein. Praktisch alle Lager hatten Freßspuren. Drei von acht Stösseltassen waren nur noch rudimentär erhalten, die Arbeitsflächen der Kipphebel wiesen Pittings auf .... usw. ....

Danach kaufte ich in Frankreich einen echten AT-Block beim dortigen Freundlichen.

Interessanterweise, wies dieser Motor nach mehr als 40.000 km harter Beanspruchung keinen, der angeblich typischen Simca-Fehler auf, sicher auch, weil er wirklich alle 5000 km frisches Öl bekam.

Fazit:

Manchmal juckt es in den Fingern, mir noch einmal einen Tourisme zu kaufen. Dieses Mal hätte ich gerne einen 1965er 1500 GLS.

Dann denke ich an den Ärger, den schlechten Ruf, den die Autos damals hatten. Der aussichtslose Versuch, in 1981 meinen 1A 1301er Motor zu verkaufen, gibt dem Gedanken, einen 1500er zu kaufen, den Rest.

PS.: Irgendwo hab ich noch das originale Werkstatt-Handbuch vom 1301/1501.