Mein Vater hatte in den 60er-Jahren einen VW 1500S (Typ 3, 54 PS) gekauft. Dabei handelte es sich allerdings um ein Dauerproblem - so fuhr das Auto generell nur mit "Aral Super mit Alkohol". Wenn einmal anderes Benzin getankt wurde, konnte man ihn wochenlang anschieben - mir dem Anlasser war er einfach nicht mehr zum Laufen zu bringen. Als dann 1972 auch noch große Reparaturen kommen sollten, war klar: in das Auto wird kein Geld mehr reingesteckt.
Mein Vater wollte eigentlich den Nachfolger VW 1600 kaufen. Es gelang mir aber, ihn zum Kauf eines leuchtorangen K70 (L-Modell, 75 PS-Motor) zu überzeugen. Als wir wenige Monate danach zum Familienurlaub nach England fuhren, stand die Insel fast kopf: so etwas hatte man noch nie gesehen, ein völlig unbekanntes Auto und dann auch noch diese Farbe, wo doch alle einheimischen Autos entweder dunkelschwarz oder dunkelblau oder dunkelgrau waren. Wo immer wir auftauchten sammelten sich schnell die Menschentrauben um unser Auto.
Der K70 war seiner Zeit weit voraus, ein wirklich hervorragendes Auto. Für damalige Verhältnisse sehr viel Platz und ausgezeichnete Fahreigenschaften. Die Zuverlässigkeit war zwar nicht perfekt aber sicher nicht geringer als bei anderen Autos aus dieser Zeit.
Mein Vater war auf jeden Fall sehr schnell so sehr von seinem neuen Auto überzeugt, daß er den K70 schließlich über 18 Jahre fuhr - ohne auch nur einmal beim TÜV durchzufallen. Als beide zusammen dann über 95 Jahre alt waren, meinte er allerdings, doch auf den eigentlichen Nachfolger Audi 100 umsteigen zu müssen. Die hinteren Radkästen hatten zu diesem Zeitpunkt etwas Rost, insgesamt war das Fahrzeug aber noch in einem recht guten Zustand. O-Ton TÜV nach 18 Jahren: mit dem Auto müssen Sie noch einmal kommen - in 2 Jahren.
Ich selbst fuhr den K70 lieber als meine damaligen Käfer, 1600er oder Passats, er war auch interessanter als die großen Audi 100 Avant, die ich später hatte. Irgendwann Mitte der 80er-Jahre - es gab inzwischen nur noch wenige K70, mußte ich ihn einmal in die Werkstatt bringen, damit ein inzwischen beschafftes Ersatzteil eingebaut werden konnte. Ich werde nie vergessen, wie der Monteur, der den K70 vom Parkplatz in die Werkstatt fuhr, dort angekommen wie ein Affe im Käfig saß - er fand keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen. Von den Hebeln unter den Armlehnen hatte er wohl noch nie gehört.
Insgesamt war der K70 wohl das interessanteste Auto - oder gar eine Autopersönlichkeit? - das ich je gefahren habe, auch im Vergleich zu Chrysler, Vauxhall, 7er BMW & Co.